Edition Sterntaucher

R O D E N B E R G, BRIT

 

Flaschen sammeln ...

Auf dem Weg durch die Stadt. Wochenende. Menschen. Bummeln. Konsumieren. Schließlich landete ich am Hauptbahnhof. Kaufte mir eine Kleinigkeit zu essen. Setzte mich auf eine Bank. Eine ältere Frau entschuldigte sich für den Krach, den sie mit den Flaschen machte. Ich sah sie an. Geschätzte Mitte Sechzig. Kurzes gepflegtes Haar. Angenehme Erscheinung. Etwas blass im Gesicht. Sie fing an zu erzählen. 40 Jahre hätte sie gearbeitet. Davon 17 bei der Post. Wie viele Sendungen, Päckchen und Pakete sie am Tag ausgetragen hatte. Immer unter Zeitdruck. Jetzt war ihr Rücken kaputt. Gesundheitlich ging es nicht besser, nach den Impfungen. Nun müsste sie Flaschen sammeln. Ich hörte ihr zu. Versuchte, ein wenig zu trösten. Dann hielt ich ihr ein paar Münzen hin. Sie wollte es nicht. Nahm sie dann aber doch. Sie fragte, ob sie mich umarmen dürfte. Sehr gern. Sie stand auf und kam um die Bank herum. Wir umarmten uns. Ich ging. Durch den Bahnhof. Sah die Shops. Bunt und voll. Da kamen sie wieder, die Tränen, die raus wollten. Über diese Ungerechtigkeit. Unmenschlichkeit. Für alles schien Geld da zu sein. Für Waffen. Werbung. Gesundheitsaufklärung. Genderkampagnen. Diäten. Fahnen. Willkommenscenter. Flüchtlinge. Plastikmüll. Dass viele unserer Rentner, Familien, allein Stehenden mit Kindern und jungen Menschen mitten unter uns in Armut lebten und bei Inflation, steigenden Benzin- und Gaspreisen verzweifelten und nicht mehr weiter wussten, WEN INTERESSIERTE DAS?